Tagungen im Jagdschloss Schorfheide
Das Jagdschloss Schorfheide hat sich zum Ziel gesetzt, den Teil der deutschen Geschichte zu vermitteln, der sich mit den Zusammenhängen zwischen Jagd einerseits und Herrschaft, Kunst, Geschichte und den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen andererseits auseinandersetzt. Zu diesem Themenkreis finden im Jagdschlosses Schorfheide regelmäßig Tagungen statt.
Fand statt am Freitag, den 18. September 2020
ROSE VALLAND - MONUMENTS WOMAN
RÉSISTANCE UND RESTITUTION
Während der Besetzung von Paris ab November 1940 erlebte Rose Valland (01.11.1898 - 18.09.1980) als Mitarbeiterin im Musée du Jeu de Paume den von den Nationalsozialisten organisierten Kunstraub durch den Einsatzstab Reichsleiters Rosenberg (ERR). Die von den Nazis gestohlenen Gemälde und Kunstwerke wurden dort vor dem Abtransport nach Deutschland zwischengelagert. Sie stammten überwiegend von französischen – oft jüdischen – privaten Sammlern und Händlern. Auch „Reichsmarschall“ Hermann Göring kam mehr als zwanzigmal ins Musée du Jeu de Paume, um Kunstwerke für seine Kunstsammlung in Carinhall, seiner Residenz in der Schorfheide, auszusuchen., und Rose Valland wurde Zeugin dieser „Einkaufstouren“.
Rose Valland gelang es, während der vierjährigen Besatzungszeit unter äußerst gefährlichen Bedingungen insgeheim detaillierte Listen der Kunstwerke mit ihren Bestimmungsorten in Deutschland zu erstellen. Diese heimlich gesammelten Notizen erwiesen sich nach dem Krieg als äußerst hilfreich für das Auffinden des gestohlenen Kulturguts und die Rückgabe an ihre rechtmäßigen Eigentümer.
Nach der Befreiung Frankreichs durch die Alliierten kam Rose Valland als Offizier der französischen Armee nach Deutschland, um zusammen mit den Alliierten die gestohlenen Kunstwerke zu finden und für deren Rückgabe zu sorgen. Hierzu war sie auch mehrfach in der sowjetischen Besatzungszone auf dem Gelände des Landsitzes Carinhall, der 1945 auf Veranlassung von Göring gesprengt worden war. Es wird geschätzt, dass dank ihrer Arbeit und ihres Engagements rund 60.000 Werke nach Frankreich zurückgeführt werden konnten.
Durch ihre Tätigkeit verkörpert sie eine wichtige Rolle im Diskurs um die Rettung und Restitution von geplündertem Kulturgut. Im Rahmen der Tagung anlässlich des 40. Todestages von Rose Valland wird ihr Beitrag zur Rettung europäischer Kunstschätze beleuchtet und in den Zusammenhang mit der Tätigkeit des ERR gestellt. Im regionalen Kontext mit der Schorfheide werden neuere Forschungen zur persönlichen Haltung Rose Vallands gegenüber Göring thematisiert. Das führt weiter zu Fragen nach dem aktuellen Forschungsstand und neuen interdisziplinären Perspektiven in der Provenienzforschung und der Restitutionspraxis von NS-Raubkunst im deutsch-französischen Kontext.
Fand statt am 25. / 26. September 2019
"Kunst und Macht" - Auseinandersetzung mit nationalsozialistischer Staatskunst im Museum
Das Jagdschloss Schorfheide zeigt seit 2009 in seiner ständigen Ausstellung "Jagd und Macht" u. a. drei weibliche Statuen des Bildhauers Arno Breker, die aus der Kunstsammlung von Hermann Göring stammen. Zur Vorbereitung einer anstehenden Überarbeitung des Ausstellungskonzeptes fand am 26. September 2019 eine Fachtagung statt, die den Diskurs über Fragen führte wie:
Haben Museen heute die Verpflichtung, sich mit NS-Staatskunst auseinanderzusetzen?
Welche Aussage geht für heutige Betrachter von den Breker-Figuren aus?
Von welchem Standpunkt aus müssen wir sie befragen? In welchen Kontext müssen sie mit Fotos, Texten, Medienstationen eingeordnet werden?
Was ist dem heutigen Publikum an eigenem Geschichtsverständniss „zuzutrauen“?
Inwieweit können Ausstellungen in Museen zur Entwicklung von Geschichtsbewusstsein beitragen?
Welche demokratiefördernde Kraft können solche Ausstellungen haben?